Der Investmentgigant Vanguard Group Inc. erweitert sein Angebot an passiven ESG-Fonds in Europa und setzt darauf, dass ihr Ansatz die kontroverse Branchen auszuschließen, Investoren ansprechen wird. Das Angebot von Konkurrenten sei zu komplex und verwirrt die Kunden mit Umwelt-, Sozial- und Governance-Kennzahlen (engl. ESG).
Grüne ETFs von Vanguard
Der 7,5-Billionen-Dollar-Investmentriese Vanguard wird zwei börsengehandelte Fonds anbieten, die an Indizes gebunden sind, die große Konzerne und kleine bis mittlere Unternehmen sowohl in Europa als auch in den USA abbilden. Damit erhöht sich die Zahl der in der EU und in Großbritannien angebotenen Indexfonds, die beispielsweise Waffenhersteller, Öl- und Gasproduzenten sowie Unternehmen, die gegen die Menschenrechte verstoßen, ausschließen, auf insgesamt 11. „Wir wollen den Anlegern mehr Optionen für den Aufbau von ESG-Portfolios bieten“, sagte Fong Yee Chan, Leiter der ESG-Strategie des Unternehmens für Europa, in einem Interview. „Es ist Teil unserer langfristigen Strategie, unseren Kunden die Möglichkeit zu geben, ihre ESG-Präferenzen in ihren Portfolios zusätzlich zu den Einzelprodukten zu berücksichtigen.“
Vanguard fügt die ESG ETFs hinzu, da sich die Finanzindustrie an die neuen EU-Vorschriften anpasst, die in diesem Monat eingeführt wurden und von den Unternehmen verlangen, dass sie die Nachhaltigkeitspräferenzen der Kleinanleger kennen und geeignete ESG-Produkte anbieten. Die Anforderungen sind Teil der Bemühungen der EU, ihre Wirtschaft umzurüsten, da extreme Überschwemmungen, Brände und Dürreperioden die katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels in aller Deutlichkeit zeigen. Auch wenn man den Klimawandel ablehnt und es für kurzzeitige Schwankungen hält, tickt die Uhr bis zum unumkehrbaren Zeitpunkt immer schneller.
Europa passt Richtleinen an
Die neue Vorschrift – Teil der überarbeiteten EU-Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente – könnte ESG-Investitionen weiter ankurbeln, so der Branchenforscher Morningstar. Denn die Vermögensverwalter setzen mehr Ressourcen ein, um Kleinanleger anzusprechen, die von der riesigen Auswahl an Produkten, die unter dem ESG-Label angeboten werden, oft verwirrt sind. Gerade Kleinanleger haben das Bedürfnis, ihren Sparplan über mehrere Jahre oder Jahrzehnte in etwas nachhaltiges zu investieren.
„Es gab viel Lärm und eine Menge neuer ESG-Produkte, die auf den Markt gebracht wurden“, so Chan. „Für Kleinanleger kann das verwirrend sein.“ Vanguard plant weitere ESG-Fonds und prüft die Auflegung eines klimabezogenen Produkts, so Chan, die mit Investmentteams zusammenarbeitet, um ESG-Überlegungen in ihre Entscheidungsfindung einzubinden.
Neue Fonds bereits an der Börse
Die Strategie des Ausschlusses macht die ESG-Ziele eines Produkts deutlich, sagte sie. Das hilft sicherzustellen, dass die Produkte nicht mit den Aufsichtsbehörden in Konflikt geraten, die gegen Fondsmanager vorgehen, die mehr versprechen, als ihre ESG-Produkte halten können. Die neuen ETFs sind beide als so genannte Artikel 8-Fonds im Rahmen der EU-Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte klassifiziert, was bedeutet, dass sie ESG-Merkmale „fördern“.
Die Neuzugänge sind die jüngsten im ESG-Produktangebot von Vanguard, das damit auf die Nachfrage der Anleger reagiert. Vanguard begann im Dezember mit dem Verkauf von vier aktiv verwalteten ESG-Produkten in Europa und erhöhte diese Woche die Zahl der in den USA domizilierten Fonds auf sieben.
Insgesamt kommen vier neue ETFs von Vanguard an die Börse. Der amerikanische und europäische Fond ist jeweils als thesaurierende und ausschüttend ins Angebot. Bisher war noch nicht viel Bewegung im Aktienkurs zu verzeichnen.
Vanguard ESG Developed Europe All Cap UCITS ETF (EUR):
- thesaurierend: IE000QUOSE01
- ausschüttend: IE000NRGX9M3
Vanguard ESG North America All Cap UCITS ETF (USD):
- thesaurierend: IE000O58J820
- ausschüttend: IE000L2ZNB07
(TB)