Die Zahl der Soziopathen auf der Welt ist grösser als man meint. Oft wird der Begriff allerdings im moralischen oder politischen Backgrund genutzt, um Persönlichkeiten zu diskreditieren. Kontrovers diskutiert wird, ob es sich bei Soziopathie um eine Erkrankung oder „nur“ um eine Geisteshaltung handelt. „Wichtig ist in jedem Fall, dass an im täglichen Umgang einen Soziopath erkennt, um eigenen Schaden abzuwenden – denn eine der Wesensarten des Sozipaten ist, dass er weder Freund noch Feind kennt“, meint Michael Oehme, Gallus.
Was ist ein Psychopath und was ist ein Soziopath?
Beide Begrifflichkeiten werden oft nebeneinandergestellt. Dabei ist ein Psychopath jemand, dem man schwere Persönlichkeitsstörungen unterstellt, verbunden mit dem weitgehenden Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und einem fehlendem „schlechtem Gewissen“, während ein Soziopath dadurch beschrieben wird, dass er ein abnormes Verhältnis zur Gemeinschaft hat, ebenfalls verbunden mit fehlender Empathie und fehlendem Schuldbewusstsein, dem allerdings auch zusätzlich noch Luststeigerung dadurch unterstellt wird, indem er seine Mitmenschen ausnutzt.
„Laut dem Ratgeber Onmeda habe der Soziopath dabei – im Gegensatz zum Psychopathen – wenigstens etwas Einfühlungsvermögen, sei aber nicht in der Lage seine Gefühle zu kontrollieren», meint Michael Oehme, Gallus. Er hätte aufgrund seiner Impulsivität und Aggressivität Probleme, sich in die Gemeinschaft zu integrieren. Der Psychopath dagegen könne wenigstens oberflächliche Beziehungen eingehen und sei deshalb oft – als solcher unerkannt – in Gesellschaft und Beruf integriert.
Michael Oehme; Gallus: Der Soziopath in der Öffentlichkeit
„Immer wieder werden die Begrifflichkeiten in der Öffentlichkeit dabei missbraucht, um Personen in ein gewisses Licht zu rücken oder zu diskreditieren“, sagt Michael Oehme, Gallus. Jüngstes Beispiel ist die öffentliche Diskussion um die Verfassung des Präsidenten der Russischen Föderation, Wladimir Putin. Nach einem Beitrag im Bayerischen Rundfunk sei der Psychiater James Fallon davon überzeugt, dass dieser durch eine „frühkindliche Belastungsstörung“ verhaltensauffällig wurde.
Andere Experten hielten Putin für „narzisstisch“. Im Beitrag selbst diskutiert wird dabei auch, ob Putin ein Psychopath oder Soziopath sein könnte? Dafür sprächen aber die verfügbaren Informationen über den russischen Präsidenten nicht. Das Beispiel macht deutlich, dass Menschen mit offensichtlichen „Fehlleistungen“ gerne als psychisch vorbelastet dargestellt werden. Dabei zeigt es sich, dass psychische Leiden dieser Art noch heute unter einem gewissen Stigma stehen und wenig Akzeptanz durch die Bevölkerung erfahren.
Ein Beitrag im Schweizer Tagblatt hat dies sehr gut herausgearbeitet und beschreibt die Konsequenzen. „Zum Verhängnis wird dem Soziopathen dabei, dass er ohne Rücksicht auf Verluste auf seinen Vorteil bedacht ist und sich sogar daran ergötzt, wenn er diese zum Leidwesen für andere auf deren Rücken erzielt“, erklärt Michael Oehme, Gallus. Dies mache es natürlich leicht, Psychopathen oder Soziopathen abzuurteilen.
Michael Oehme, Gallus: Wie erkennt man einen Soziopathen?
„Eine wichtige Frage ist dabei, wie man eigentlich einen Soziopathen erkennt“, so Michael Oehme, Gallus. Hierzu findet sich eine umfangreiche Literatur. ArbeitsABC hat 12 Punkte herausgearbeitet. Die Punkte sollten im Zusammenhang gesehen werden, da einzelne Kriterien noch keinen Soziopathen ausmachen:
- spontanes und impulsives Handeln
- schnelle und unkontrollierte Stimmungsschwankungen
- Gefühlsextreme wie Panikattacken oder Wutanfälle
- fehlendes Schamgefühl
- Nichtbeachtung von Regeln
- moralische Grenzüberschreitungen
- chronisches Lügen
- „Gewinnen um jeden Preis“
- soziales Außenseitertum
- Realitätsferne
- Unfähigkeit zu sachlichen Argumentationen und logischen Gedankengängen
- emotionale statt faktenbasierte Konversation
(Quelle: arbeits-ABC ).
„Es stellt sich die Frage, was denn eigentlich so gefährlich ist an Soziopathen“, fragt sich Michael Oehme, Gallus. Ein besonderer Aspekt ist sicher, dass Soziopathen, deren psychische Erkrankung auch als antisoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet wird, gehindert sind, sich im Hinblick auf ethische Standards und Verhaltensregeln der Gesellschaft und dem Umfeld anzupassen. Dies macht sie in bestimmten Situationen gefährlich. Nach Meinung einiger Fachleute ist die Grenze zum Kriminellen zudem schnell überschritten, wenn die Wahrnehmung von Recht und Gesetz, für gesellschaftliche Normen und die Verhaltensregeln im Umgang fehlen, was deutlich über die Einsatzfähigkeit im beruflichen Umfeld hinausgeht.
„Soziopathen lügen sehr viel, zeigen wenig Verständnis bei eigenem Fehlverhalten und Reue ist ihnen fremd. Vereinzelt trifft man dies aber auch bei Personen an, denen man nicht unterstellen kann, sie seien Soziopathen“, meint Michael Oehme, Gallus.