Siemens Mobility hat einen Vertrag über die Entwicklung einer neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke in Ägypten unterzeichnet, die 60 Städte im ganzen Land miteinander verbinden soll. Nach Angaben von Siemens Mobility wird die Elektrifizierung des Netzes die Kohlendioxidemissionen im Vergleich zu Fahrten mit dem Bus oder dem Auto um 70% reduzieren.
Monatelange Verhandlungen zwischen Ägypten und Siemens
In Ägypten entsteht eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke, die nach Angaben des Entwicklers Siemens Mobility 60 Städte im ganzen Land verbinden soll. Das ist das Ergebnis nach monatelanger Verhandlungen zwischen dem ägyptischen Verkehrsminister Kamel Al-Wazir und dem Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG, Roland Busch.
Der Verkehrsminister betonte, dass mit dieser Vereinbarung die Vorgaben der politischen Führung zum Ausbau eines grünen, sauberen und umweltfreundlichen Verkehrsnetzes und zur Einrichtung eines Schnellzugnetzes umgesetzt werden. Das Schienennetz besteht aus drei Hauptstrecken mit einer Gesamtlänge von 1.730 km, davon 1.145 km für die oberägyptischen Strecken am Mittelmeer.
Nach Angaben von Siemens Mobility wird die Elektrifizierung des Netzes die Kohlendioxidemissionen im Vergleich zu Fahrten mit dem Bus oder dem Auto um 70% reduzieren. Mit dem Projekt entsteht das sechstgrößte Hochgeschwindigkeitsnetz der Welt und das Land kommt seinem Klimazielen einen Schritt näher.
Gigantisches Bauprojekt für 8,1 Milliarden Euro
Siemens Mobility, ein eigenständiges Unternehmen des Industrieriesen Siemens, unterzeichnete den Vertrag zur Entwicklung der Bahnlinie mit der ägyptischen Tunnelbehörde sowie den Konsortialpartnern The Arab Contractors und Orascom Construction. Brücken und Industriearbeiten für Gleise, Bahnhöfe und Zäune werden von großen ägyptischen Unternehmen ausgeführt, die auf diese Bereiche spezialisiert sind.
Das deutsche Unternehmen wird alle Systemarbeiten für das Projekt ausführen, einschließlich der Signal-, Kommunikations-, Eisenbahn- und elektromechanischen Arbeiten, sowie die Herstellung und Lieferung von mobilen Einheiten aller Art, einschließlich Schnellzügen, Regionalzügen und elektrischen Traktoren, sowie die Planung der Werkstatt und die Lieferung und Installation ihrer Ausrüstung.
In einer Erklärung vom Samstag teilte Siemens Mobility mit, dass sich sein Anteil an dem gemeinsamen Vertrag auf 8,1 Milliarden Euro bzw. rund 8,7 Milliarden Dollar belaufen wird. Bauprojekte in diesem Ausmaß helfen der deutschen Wirtschaft enorm die Infaltion zu bekämpfen und Wettbewerbsfähig zu bleiben. Darin enthalten ist ein im September 2021 unterzeichneter Vertrag über 2,7 Milliarden Euro für die erste Strecke des Projekts.
Das neue Netz in Ägypten wird aus drei Teilen bestehen: einer bereits angekündigten 660 Kilometer langen Strecke, die Ain Sokhna am Roten Meer mit Alexandria und Marsa Matrouh an der ägyptischen Mittelmeerküste verbindet. Einer rund 1.100 Kilometer langen Strecke zwischen Kairo und Abu Simbel nahe der Grenze zum Sudan sowie einer 225 Kilometer langen Strecke zwischen Luxor und Hurghada am Roten Meer. Die Züge sollen mit bis zu 230 Stundenkilometer auf der Strecke fahren.
Ausbau des Schienenverkehrs um Klimaziele zu erfüllen
Die Internationale Energieagentur (IEA) bezeichnet die Bahn als „einen der energieeffizientesten Verkehrsträger“. Laut IEA ist sie für 9% des weltweiten motorisierten Personenverkehrs und 7% des Güterverkehrs verantwortlich, verbraucht aber nur 3% der Energie im Verkehr.
Der veraltete Schienenverkehr ist jedoch in hohem Maße auf Erdöl angewiesen, das im Jahr 2020 55 % des Gesamtenergieverbrauchs des Sektors ausmacht. Nach dem Szenario der IEA für ein Netto-Null-Energiesystem bis zum Jahr 2050 müsste der Ölverbrauch im Schienenverkehr bis Mitte des Jahrhunderts auf fast Null sinken und durch Strom und Wasserstoff ersetzt werden.
Siemens Mobility ist eines von mehreren Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von Wasserstoffzügen befassen. Zu den anderen gehören East Japan Railway und der europäische Eisenbahnhersteller Alstom, der bereits Fahrgäste in Deutschland und Österreich in Wasserstoffzügen befördert hat. An der afrikanischen Nordküste sind große Projekte mit Soalrenergie für erneuerbare Energie geplant. Der Wasserstoffsektor hat großes Wachstumspotential, sobald er effizient umgewandelt werden kann.
(TB)